Wahlprogramm "Junge Tierärzte für Wien"

Es wird ernst: Im April werden die Neuwahlen der Hauptversammlung stattfinden, die dann daraufhin einen neuen Vorstand wählt - sozusagen ein Neustart für die Kammer!

Angestellte werden das erste Mal das Recht haben, eigene Abteilungsvertreter zu wählen und bekommen dazu vier Plätze in der Hauptversammlung.


Wir von den Jungen Tierärzten haben zwei Listen zusammengestellt:

  • eine österreichweit für alle angestellten TÄ wählbare Liste, die für die 4 Plätze der Angestellten-Abteilung kandidiert und
  • eine Wiener Liste, die von allen Selbstständigen und Angestellten mit Dienstort Wien gewählt werden kann.

Details dazu hier.

 

10 Forderungen , die wir in Wien in den nächsten 4 Jahren umsetzen werden:

 

1. Das ewige Leid mit dem Parkpickerl! Schon seit Jahren gibt es das ungelöste Problem mit den Parkpickerln in Wien. Weder Maurizio Colcuc noch Kurt Frühwirth setzten sich nachhaltig dafür genug ein, um eine Regelung mit den verantwortlichen Stellen der Stadt Wien zu verhandeln, mit dem Ziel den Tierärzten eine Erleichterung und Kostenersparnis zu bringen Kollegin Pürstl, die mit Kurt Frühwirth schon seit 2 Jahren in der Landesvertretung Wien sitzt, engagiert sich gerade mal zwei Monate vor den Neuwahlen. Da ist fraglich, wie lange das Engagement nach den Wahlen anhält. Diese Liste betont nicht nur, dass ihr die Angestellten egal sind, Kollegin Pürstl hat dies auch in der Praxis bewiesen, als es um Hilfe für eine angestellte Kollegin wegen einem Parkpickerl ging.

Fazit: Wir von den Jungen Tierärzten werden solange verhandeln, bis eine 100%ige Lösung erreicht ist, für Selbstständige sowie auch für deren Angestellte. Denn für den Chef ist es wichtig, dass auch seine Angestellten das Auto für Notdienst und Hausbesuche vor Ort zur Verfügung haben.

 

2. Vereinheitlichung der Honorare: Oft wird von einem Ost-Westgefälle bei den Honoraren gesprochen, was aber irreführend ist, denn auch innerhalb von Wien unterscheiden sich die Preise für die gleiche Leistung um bis zu 300%. Dies passiert meistens, weil die Leistungen schwer kalkulierbar sind, vor allem solche, die in der veralteten Honorarordnung gar nicht aufscheinen. Eine neue,bessere Honorarordnung ist auf jeden Fall das Endziel, aber auch eine Diskussionsbasis für die Entwicklung dorthin ist wichtig. Wir werden Diskussionsabende zu diesem Thema für die Wiener Tierärzte veranstalten, um praxisnah diese Probleme an der Basis zu erörtern.

 

3. Neue Honorarordnung: Wenn der Chef mehr im Geldbeutel hat, dann kann er uns auch besser bezahlen! Ein Hauptgrund für die schlechte Wirtschaftslage im Tierärztestand sind zu niedrig verrechnete Honorare. Die Honorarordnung wurde seit 30 Jahren nicht indexangepasst oder verändert, 2003 wurden die Preise nur von Schilling in Euro umgerechnet. Eine fertigausgearbeitet Novelle vor 15 Jahren scheiterte in der Abstimmung der Hauptversammlung. Wir setzen uns für eine Neubearbeitung der Honorarordnung ein. Aber nicht nach dem Vorschlag der Arbeitsgruppe mit der Idee von 3 verschiedenen Stundensätzen ohne wirkliche Honorarvorschläge außer für einige wenige Standardleistungen. Wir wollen, dass eine ausführliche Honorarordnung erarbeitet wird, die an die Bedürfnisse der einzelnen Bereiche angepasst ist(Nutztier, Schwein, Geflügel, Pferd, Kleintier, Exoten und Vögel). Diese soll durch eine eigene Arbeitsgruppe jedes Jahr aktuell gehalten und automatischindexangepasst werden. Eine selbstbewusste Verhandlungsgruppe kann die Honorarordnung auch gegen Arbeiterkammer und Landwirtschaftskammer verteidigen, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Berechnungen Hand und Fuß haben.

Kontrolle der Honorarordnung: Vertrauen ist gut- Kontrolle ist besser!! Eine Honorarordnung wird nur funktionieren, wenn deren Einhaltung durch eine unabhängige Kommission überprüft und geahndet wird. Gerade in Wien ist ein sehr hoher Konkurrenzdruck spürbar. Durch die Kontrolle der Honorarordnung wird die Kollegenschaft entlastet, denn wenn ihr Nachbarkollege das Gleiche verlangen muss wie Sie, läuft Ihnen Ihre Kundschaft nicht davon, nur weil Sie kostendeckend arbeiten wollen!

 

4. Tierversicherungen: -verbessern die wirtschaftliche Lage!!

Eine übersichtliche Honorarordnung ist auch Vorraussetzung einer Etablierung von Tierversicherungen. Wir möchten die Zusammenarbeit mit Versicherungen forcieren und die Tierärzte im richtigen Umgang mit Versicherungen schulen. Es hat sich gezeigt, dass in Ländern mit einem hohen Anteil an versichterten Tieren mehr Leistungen abgerufen werden und die wirtschaftliche Lage der Tierärzte besser ist. Das System funktioniert aber nur, wenn die Tierärzte sich von Kunden nicht dazu verleiten lassen, Versicherungsbetrug zu begehen, in dem z.B Leistungen eines anderen Tieres bei einem versicherten Tier abgerechnet werden oder Operationen falsch deklariert werden, um von der Versicherung getragen zu werden.

 

5. Kooperation mit der Vetmed Uni: Nur über die Uni schimpfen, bringt uns auch nicht weiter. Es gibt so viele interessante Felder für Verbesserungsmöglichkeiten in der Zusammenarbeit mit der Universität. Wir haben einige junge, engagierte Mitarbeiter der Kliniken der Vetmed-Uni im Team, die offen sind für Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeit bei Überweisungen und Minimierung von Konkurrenzsituationen und umgekehrt auch bereit sind Input bei Fragen z.B zur Honorargestaltung zu geben.

 

6. Kollektivvertrag: Der Mindestlohn ist ein guter Anfang, aber ein Kollektivvertrag ist unser Ziel!

Fast 50% der Tierärzt/innen in Wien sind Angestellte. In keinem Bundesland gibt es soviele Praxen mit Angestellten wie in Wien und viele Arbeitgeber kämpfen mit der Rechtsunsicherheit durch die beschränkt möglichen Arbeitszeiten für Angestellte. In einem Kollektivvertrag können die Arbeitszeiten ausgeweitet werden, was eine starke Erleichterung für die Arbeitgeber bedeuten würde. Außerdem könnten derzeit unklare Regelungen wie die Schmutzzulage nocheinmal neu verhandelt werden.

Gleichzeitig bedeutet ein Kollektivvertrag auch Rechtssicherheit für die Arbeitnehmer und somit eine Entspannung von derzeit häufigen Streitpunkten bei individuell ausverhandelten Arbeitsverträgen.

Im Gegensatz zu den Vertretern der beiden anderen Listen, die schon das Tierärztekammergesetz als Vorraussetzung für einen Kollektivvertrag bekämpften, setzen wir uns für einen zügigen Beginn der Verhandlungen und eine schnelle Einigung ein.

 

7. Reformierung der Tierärztekammer-Beitrags und -Fondszahlungen: Unser Beruf ist nicht mehr nur männlich und Vollzeit-tätig- Kammerabgaben gehören reformiert –sie müssen leistbar sein für Teilzeitangestellte und wiedereinsteigende Frauen!

Die Beitragszahlungen an die Tierärztekammer sind nicht auf Angestellte und teilzeitarbeitende selbststänige Frauen ausgerichtet, sondern noch immer auf vollzeitarbeitende Selbstständige (Männer). So zahlen z.B wiedereinsteigende angestellte Mütter über 35J ein Viertel (!!) ihres Gehalts an die Kammer, wenn sie 20Std arbeiten. Auch bei Vertretungstätigkeiten sind die Zahlungen, die an die Kammer zu leisten sind, oft höher als der Gewinn. Selbständige Schwangere erhalten nur 650Euro/Monat für nur 4 Monate als Unterstützung im Mutterschutz. All diese Tarife gehören dringend überarbeitet und angepasst. Weiters ist eine Staffelung angepasst an das Gehalt dringend notwendig. So zeigte die aktuelle Wifostudie, dass Frauen derzeit nur die Hälfte vom Verdienst der Männer erreichen, sie zahlen aber die gleichen Kammerabgaben.

 

8. Versorgungsfonds: Reformieren oder Abschaffen?!

Der Versorgungsfond der Kammer stellt eine zusätzliche Pensionsabsicherung da, die aber nach neuesten Berechnungen den Jungen nicht mehr zur Verfügung stehen wird, wenn er so wie derzeit weitergeführt wird. Da in den letzten Jahren die Pensionen im Vergleich zu den Einzahlungen unverhältnismäßig erhöht worden sind, wird der Topf sukzessive geleert. Für uns wird in 2050 nichts mehr übrigbleiben. Wir sind daher dafür, nochmals realistische Berechnungen anzustellen und alle Möglichkeiten zu prüfen, z.B die Pensionen zu senken oder den Fond zu schließen, die Pensionisten fertig zu zahlen und allen anderen mit starken Abschlägen den Rest vom Fest auszuzahlen. Die derzeit geplante Variante ist erstens die Langzeit-Berechnungen durch fragliche Methoden zu manipulieren (z.B Verkürzung der durchschnittlichen Lebenserwartung und damit ein Ignorieren der allgemein gültigen Sterbetafeln; Hinaufsetzen der nötigen Beitragsmonate von 360 auf 420-das sind 35Jahre!!-d.h. dass Frauen, die Kinder bekommen oder Personen, die zwischendurch in einem anderen Job arbeiten, es kaum

schaffen, die volle Pension ausbezahlt zu bekommen; Schätzung des Wertes der Immobilien durch die gleiche Firma (Rustler AG), die diese verwaltet und mit M. Werner-Tutschku schon seit Jahren zusammenarbeitet, die Unabhängigkeit dieser Schätzungen muss also stark in Frage gestellt werden).Zweitens sollen die Beitragszahlungen erst in ein paar Jahren erhöht werden, damit es die derzeit kurz vor der Pension stehenden Personen nicht mehr trifft. Weiters möchte M. Werner-Tutschku weitere Diskussionen wie nach der Validastudie anscheinend verhindern, indem für die nächsten Jahre der Fondwieder nur für die nächsten 3 Jahre berechnet werden darf. Frühwirth (als Kammerpräsident für 2 Monate) schreibt im Vetjournal, dass Herzog vom Ministerium inzwischen bestätigt hat, dass der Fond gut dasteht, und dass alles andere Gerüchte sind. Diese Aussage ist auch richtig. Derzeit steht der Fond gottseidank gut da. Es geht uns Jungen aber um die ferne Zukunft, in der alle Genannten schon in Pension sind.

 

9. Transparenz in der Kammer: Schweigepflicht aufheben bei Abstimmungen - die Delegierten sollen dazu stehen, was sie im Wahlkampf versprechen!

Derzeit wird bei Abstimmungen in der Delegiertenversammlung in den Protokollen nicht angegeben, wer wie gestimmt hat. Es ist daher für die Tierärzte an der Basis nicht nachvollziehbar, ob die von ihnen gewählte Person ihre Wahlversprechen auch einlöst. Es ist sogar illegal, dass Mitglieder der Delegiertenversammlung diese Informationen publik machen, da sie während den Sitzungen der Schweigepflicht unterliegen.

(Bsp: In der derzeitigen Delegiertenversammlung sitzen einige Vertreter, die ausgesagt haben, dass die Kammer „eine Kammer der Selbstständigen ist“, dass im kommenden Kollektivvertrag festgeschrieben sein soll, „dass Frauen fristlos gekündigt werden können, wenn sie schwanger werden.“ Ein Landesvertreter, der im Wahlkampf versprochen hatte, die Angestellten zu unterstützen, sprach sich für einen möglichst niedrigen Mindestlohn aus und wollte den Kammerbeitrag für Angestellte von 292Euro auf 660Euro anheben. 20 andere Delegierte haben für diesen Vorschlag gestimmt. Er wurde später vom Ministerium wieder aufgehoben. In der letzten Sitzung hat er den gleichen Antrag nocheinmal gestellt, diesmal stimmten die gleichen Delegierten plötzlich alle dagegen- soviel zur Kontinuität der Meinungen der derzeitigen Delegierten!)

Wir stehen für eine transparente, unabhängige Sachpolitik. Wir Jungen Tierärzte hatten alle noch nie irgendwelchen Positionen in der Kammer tätig gewesen, während die Delegierten, die derzeit einen „Neustart versprechen, weil in den letzten Jahren nichts passiert ist „ (O-Ton Frühwirth), die gleichen sind, die seit 10 Jahren in der Kammer tätig sind.

 

 

10. Qualitätssicherung: Steigerung des Respekts für unseren Berufsstand!! Derzeit gibt es keine Qualitätssicherung im Tierärztestand und das Niveau der einzelnen Tierärztepraxen ist sehr unterschiedlich. Viele Konsumenten sind verunsichert und der Respekt gegenüber unserem Berufsstand ist bei den Kunden gering, genauso wie die Zahlungsmoral. Wir treten dafür ein, dass ein Qualitätssicherungsmodell erarbeitet wird, welches dem Kunden Sicherheit vermittelt und den medizinischen Standard hebt. Eingriffe, die spezielle Kenntnisse und Ausbildungen erfordern, sollen nur von nachweislich ausgebildeten Spezialisten ausgeführt werden und Überweisungen forciert werden. In Deutschland und EU-weit gibt es „good veterinary practice“ Modelle, an denen man sich orientieren kann.

Als kurzfristiges Ziel sollten aber schon vorhandene Projekte weitergeführt und verbessert werden, z.B die geforderten Bildungspunkte auch kontrolliert und die Fachtierarztausbildung überarbeitet und vereinheitlicht werden.

 

Last but not least muss es ein Ziel sein, unseren Berufsstand in der Öffentlichkeit besser zu präsentieren. Da die finanziellen Mittel der Kammer begrenzt sind, sind billige, aber effektive Werbemaßnahmen zu entwickeln eine Forderung von uns.